
Seit einigen Wochen gehen bei meinem Kunden viele Bestellungen für ein innovatives Dienstleistungspaket im Bereich CRM ein. Die Innovation scheint ein grosser Erfolg zu werden. Ich durfte den Innovationsprozess während mehr als einem Jahr begleiten. Hier die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Praxisfall.
Zuerst eine Definition
Kreativität heißt, Neues zu denken. Innovation heißt Neues zu tun. Innovationsmanagement umfasst beides. Innovationen beruhen auf Kreativität, und die lässt sich weder befehlen noch erkaufen. Insofern kann der Innovationsprozess nicht exakt vorausbestimmt und nicht nach Kosten- oder Zeitkriterien optimiert werden. Umwege sind unvermeidbar, doch manch vermeintlicher Irrweg kann sich im Nachhinein als produktiv erweisen.
An Ideen fehlt es in der Regel nicht
So auch im vorliegenden Fall. Viele Ideen wurden vorgebracht, welche sich in letzter Zeit gewissermassen aufgestaut hatten. Nun endlich bestand die Möglichkeit, diese einbringen zu können. Eine Erleichterung für den Ideenspender. Ein Damm war nun gebrochen.
Obwohl die Kreativität und damit entsprechende Freiräume für die MitarbeiterInnen wesentliche Erfolgsgrössen sind, gilt es den Prozess des Innovationsmanagements in vertretbarem Rahmen zu disziplinieren und zu systematisieren. Die angemessene Stellungnahme zu den Ideen ist allerdings sehr wichtig. Die meisten Anregungen verdienen in der Tat vorweg eine wohlwollende Beurteilung. Allzu kritisches Nachfragen sollte erst einer zweiten Phase vorbehalten sein. Erst dann, wenn zwischen dem Moderator und dem Ideenspender bereits ein Vertrauensverhältnis besteht.
Dann ist es legitim und wichtig, den einen oder anderen Punkt zu hinterfragen. Die Auswahl der eingebrachten Anregungen ist heikel und bedarf der Begründung.
Die allermeisten erfolgreichen Innovationen basieren auf im Unternehmen bewährten Techniken, Vertriebswegen und Managementstrukturen. An sich glänzende und wertvolle Ideen, welchen aber bezüglich der vorhandenen Ressourcen im Unternehmen jeder Grundlage entbehren, sind immer problematisch. Diese Einsicht fehlt naturgemäss vielen MitarbeiternInnen, welche ihre Ideen einbringen. Ihnen dies sichtbar zu machen ist ein delikater Prozess und bedarf eines entsprechenden Fingerspitzengefühls.
Dies scheint mir im vorliegenden Fall gut gelungen zu sein. Ich habe mir hier die entsprechende Zeit genommen, um diesen Aspekt in langwierigen Gesprächen sichtbar zu machen. Bis zu dem Punkt, so dann der Ideenspender selbst seine Zweifel eingebracht hat – oder besser gesagt – einbringen durfte. Ihm ist dann das Erfolgserlebnis geblieben, eine an sich sehr wertvolle Idee eingebracht zu haben, welche halt aus für ihn nachvollziehbaren nicht im eigenen Unternehmen zu realisieren ist.
Wir haben uns in der Folge auf Projekte konzentriert, welche sich mit den vorhandenen unternehmerischen Potentialen gut harmonisieren liessen. In den einzelnen Arbeitsgruppen bestand darüber am Schluss ein grosser Konsens. Dies war wichtig, um die Energien fokussieren zu können. Man hat damit die Grundlage geschaffen, damit alle am gleichen Strick ziehen konnten.
Die Dimensionen der Innovation
Eine besondere Beachtung und Pflege verdienen bei Innovationsprozessen stets die einzelnen Dimensionen. Hier gilt es eine Reihe von Fragen zu beantworten, deren Begründungen in der Folge von den Mitgliedern des Innovationsteams auch nachvollzogen werden können.
a) Prozessuale Dimension
In welcher zeitlichen Abfolge sind welche einzelnen Innovationsschritte zu leisten? Wie entwickelt sich aus einer Vielzahl von Ideen die bahnbrechende Innovation?
b) Personelle Dimension
Welche Personen und Instanzen müssen als Promotoren in das Innovationsprojekt einbezogen werden?
c) Instrumentelle Dimension
Welche Planungs-, Steuerungs- und Kontrolltechniken können eingesetzt werden?
d) Strukturelle Dimension
Wie wird die Interaktion mit den übrigen Abteilungen des Unternehmens gesichert?
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Führung und enge Kooperation der Beteiligten untereinander sowie mit Kunden und Lieferanten. Immer wieder muss neu entschieden werden, ob der momentane Kurs beibehalten oder modifiziert werden soll. Diese „Managementfunktion“ lässt sich in der Regel vom unbefangenen neutralen Externen, der den entsprechenden Erfahrungshintergrund mitbringt, einfacher und besser wahrnehmen.
Die Moderation muss über alle drei Phasen hinweggehen
Es muss stets im Auge behalten werden, dass über den gesamten Verlauf des Prozesses hinweg das Zusammenwirken höchst unterschiedlicher Menschen erforderlich ist. Diese gilt es mit der entsprechenden Empathie zu begleiten. Es sind in diesem Zusammenhang mehr die psychologischen Aspekte, welche am Schluss erfolgsentscheidend sind.
Zudem - es waren auch in diesem Fall schlussendlich gruppendynamische Aspekte, welche über den Erfolg entscheiden haben. Ist einmal der entsprechende Schwung im Projektteam in Gang gesetzt, dann kommt alles fast von selbst. Man muss dann eher immer wieder bremsen. Ist der Prozess andererseits von Lethargie und Skepsis geprägt, dann kann trotz grössten Anstrengungen des Moderators kaum etwas Erfolgsträchtiges zustande bringen.
In obenstehendem Trichtermodell lassen sich drei Phasen des Innovationsprozess unterscheiden. In diesen variiert die Steuer- und Planbarkeit stark. Exploration, Produktionsvorbereitung und Realisierung sind die typischen Schritte, welche wir im vorliegenden Projekt systematisch durchlaufen haben.
Folgende Aufgaben und Ziele haben die einzelnen Phasen des Innovationsprozesses gekennzeichnet:
Die Exploration beinhaltete Forschung, Vorentwicklung von Prozessen und Prototypen sowie das Prüfen der Finanzierungsbasis. Sie endete mit der Festlegung auf ein Produktkonzept. Ab diesem Zeitpunkt war das Konzept sakrosankt, denn sowohl Mitarbeiterfrustration als auch Zeit- und Kapitalverluste konnten so vermieden werden.
In der Produktionsvorbereitung konzentrierte man sich auf die Kreativität auf Realisierungsprobleme hinsichtlich Qualität, Kosten, Menge und Zeit. Dadurch waren die erforderlichen Ressourcen immer klarer zuordenbar.
In der Realisierungsphase erfolgte dann die tatsächliche Produktion und Markteinführung der Innovation. Obwohl die explorative Phase an und für sich abgeschlossen war, entstanden trotzdem immer wieder "explorative Inseln", die aber wegen ihrer überproportionalen Kostenwirksamkeit begrenzt bleiben mussten.
Nun ist der Erfolg in Bestellungen und Umsätzen und beachtlichen Gewinnperspektiven konkret sichtbar. Anlass genug, um zusammen mit den Teilnehmern des Innovationsteams eine kleine Feier zu begehen, welche bereits terminiert ist. Ein wahrlich verdienter Lohn für alle, die sich derart engagiert eingesetzt haben.
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