Samstag, Dezember 03, 2005

Der Fluch von Trends

Alles träumt davon, voll im Trend zu liegen. Dies muss doch beschwingend, erfolgsträchtig sein. In vielen Fällen mag dies in der Tat ein Segen sein. Zu oft wird aber verkannt, dass dies auch zum Fluch ausarten kann. So geschehen bei Johann August Sutter, dem Kaiser von Kalifornien (1803 – 1880). Er war kalifornischer Ländereienbesitzer mit Schweizer Abstammung - Gründer von New-Helvetia und einige Tage gar der reichste Mann der Welt. Vom Goldrausch erfasst – und am Goldrausch zugrunde gegangen.

Von seiner Biografie sollten wir lernen. Sie wiederholt sich nämlich im Geschäftsleben täglich. Das Gesetz vom Fluch des Trends ist in der Geschäftswelt viel zu wenig bewusst.

So auch geschehen bei einem mittelständischen Unternehmen, welches im Bereich der gesunden Ernährung über Jahre eine Spitzenposition innegehabt hat. Man war führend – erzielte über Jahre im Reformhausmarkt glänzende Ergebnisse. Dann kam der Modetrend zu Fruchtsäften, zur gesunden Ernährung ganz generell. Man wähnte sich im Rausch der Milliardenmärkte, träumte monatelang vom erfolgreichen internationalen Konzern.

Man hatte verkannt, dass die bewährten Gesetzte der Unternehmensführung im Mittelstand unter den neuen Bedingungen nicht mehr tragen - zur Makulatur werden. Es sind andere Dimensionen gefragt. Der krampfhaft vollzogene Versuch, mit den Grossen der Nahrungsmittelbranche Schritt zu halten misslang kläglich. Man baute zwar eine neue, moderne Produktionslinie. Diese konnte den neuen Gegebenheiten aber nicht standhalten.
Aus dem gehegten Traum wurde ein Albtraum. Der Zwang zur Anlehnung an einen internationalen Grosskonzern war die Folge. Zu spät hatte man erkannt, dass jeder Markt eigenen Gesetze und Spielregeln kennt. Während sich in Nischenmärkten KMU’s erfolgreich in Szene zu setzen vermögen, sind viele Massenmärkte nur den Grossen, global operierenden Akteuren vorbehalten. Dies gilt es zu anerkennen und nicht dagegen anzurennen.

Welches sind nun aber die Märkte, die ausschliesslich den Grossen vorbehalten bleiben? Wo kann mittelständischen Unternehmen weiterhin eine echte Chancen einräumt werden? Fragen, welche sich nur vor dem Hintergrund einer unvoreingenommenen Analyse beantworten lassen. Zudem erfordert deren qualifizierte Beantwortung unabdingbar einen soliden branchenmässigen und fachlichen Hintergrund kombiniert mit dem gewissen unternehmerischen Flair. Mit dem blossen Intellekt ist es - zum Glück - nie getan.

Freitag, Dezember 02, 2005

Kostensenkungsprogramme kennen keine Grenzen

In einem alteingesessenen mittelständischen Unternehmen in Bayern war das Kostengefüge ganz offensichtlich durcheinander. Den Kundenbetreuern der Bank fiel dies schon lange auf. Nach einiger Ueberzeugungsarbeit gelang es diesen denn auch, mich bei diesem Unternehmer einzuführen.

Der Empfang im Unternehmen war korrekt aber eher distanziert kühl. Begleitet vom Kundenbetreuer der Bank erkundigte ich mich nach der Marktposition des Unternehmens im Wettbewerbsumfeld, nach den eingesetzten personellen, maschinellen und sonstigen Ressourcen. Auch die verfolgten Strategien kamen zur Sprache.

Dann kam ich auf die im Betriebsvergleich atypische Kostenstruktur zu sprechen. Alles wies darauf hin, dass in diesem Unternehmen ein Kostensenkungsprogramm höchste Dringlichkeit besass. Als ich mit diesem Vorschlag herausrückte, da entgegnete der Unternehmer: Ein Kostensenkungsprogramm haben wir aber erst vor einem halben Jahr durchgeführt. Dies erscheint mir daher nicht schon wieder erforderlich.

Damit war meine Neugierde geweckt. Ich fragte nach, wie denn dieses Programm ausgesehen habe, respektive welche Methodik angewandt wurde. Darauf entgegnete mir dieser auch in der Politik stark verwurzelte Unternehmer treuherzig: Wir haben vor einem halben Jahr an jeder Türe des Unternehmens ein für alle Mitarbeiter/Innen deutlich sichtbares Schild angebracht: Bitte Licht löschen!